Kein Weg zu weit, kein Ziel zu hoch
Kein Weg zu weit – kein Ziel zu hoch, ein Bericht von Lukas Keller und Andreas Grau
Auch dies Jahr startete unsere Fahrt wieder ins Ungewisse, ohne feste Planung, kaum Absprache, nur nach dem Wetter schauen hieß es.
Erst während der Fahrt, kurz vor den Autobahnkreuzen, wurde der Weg bestimmt.
Berner Oberland – Wallis – Chamonix, also A5 runter. Dann vor Bern (CH) die Entscheidung!
Wetter in Chamonix für Anfang August ist am stabilsten, also ab in die hohen, wilderen Berge.
NEU geplant und dieser Plan durch starken Wind an der Bahn AIGUILLE DU MIDI gleich wieder beendet. HELBRONNER steht zwei Tage.
Also, ab nach Courmayeur und am nächsten Tag mit der neuen Seilbahn auf die Rifugio Torino.
Akklimatisieren ist für Höhen ab 3000 m sinnvoll.
Die „Eingehtour“ mit leichter Kletterei über den Nord-Ostgrat auf die Aiguille d`Entrèves (3600 m) bei herrlichem Sonnenschein und Windstille -> ein Genuss.
Aiguille de Rochefort (4001 m), über den bekannten Rochefortgrat, sollte der nächste Gipfeltag sein.
Dem Stirnlampenkegel folgend, immer den Aspiranten des beeindruckenden Dent Du Geant nach, stapften wir über den Gletscher. Leichte Kletterei und Wegfindung im Dunkeln, bevor der eigentliche Rochefortgrat beginnt.
Etwas ausgesetzt mit abwechselnden Passagen in Fels und Eis ging es zur „Nadel der Rochefortkette“
Luxusbergsteigen nennt man dann den Abstieg mit der Seilbahn ins Tal.
Der große Monarch in Chamonix wäre für einen Besuch noch gerade recht, dachten wir, so schön weiß verschneit wie er sich dieses Jahr präsentierte -> eigentlich ein MUSS
Also begann der Krimi Hüttenreservierung / Tramway du Mont Blanc
Fahrkarte nur mit Reservierungsnachweis. Reservierung nur über System. Restplätze nicht über System buchbar. Nur Telefon oder Mail. Telefon nur von 12-17Uhr – kein Durchkommen…
Nach gefühlten 20 Mails –und 50 Hüttenanrufen -> grünes Licht für Bahn und Bett in der Gouter Hütte.
Die legendäre alte Bahn wurde restauriert, Zustieg kontrolliert durch Gendarmarie …
Das soll dem Berg „Mont Blanc“ das bunte Treiben und den Massentourismus etwas nehmen, was sich auch bemerkbar machte.
Die neue Gouter Hütte (3800 m) – eine Augenweide auf einem Felssporn. Nett und gemütlich.
Um 02.20 Uhr erfrischender Wind im Gesicht. Anfangs moderate Steilheit, die sich im Verhältnis zum Wind auch gleichmäßig erhöhte, bevor gegen 05.20Uhr, pünktlich zum Sonnenaufgang der (4810 m) hohe Punkt betreten werden durfte. Kurzes Gipfelbild und die Traverse zum Mont Maudit, dann Mont Tacul und schließlich die 350 m bösen Gegenanstiegs zur Aiguille du Midi. Zur Belohnung gab es eine kostenlose Luxus Seilbahn Fahrt ins Tal.
Schwere Beine sollten nicht davon abhalten anderntags noch den Balcon du Sud im Laufschritt zu erkunden, um die ganze Mont Blanc Traverse nochmal aus der Ferne sehen zu dürfen. 20 km 1800 hm fühlten sich dabei nicht so locker flockig mehr an.
Um der ganzen Geschichte noch das „I“ Tüpfelchen zu verpassen, kam des Bergläufers absolutes Highlight: ein Vertical Race!
In Fully im Rhone Tal misst sich die Weltelite um 1000 hm unter 30 min zu laufen. Man kann sich kaum vorstellen, wie steil es sein kann, auf 1,9km 1000 hm zu überwinden.
Auch das getan – dann ging´s heim. Die beeindruckende und volle Woche bleibt sicher lange in Erinnerung!
Bilder von Andreas Grau, Lukas Keller