Berliner Höhenweg auf andere Art und Weise
Trailrunning in den Bergen erlebte in den letzten Jahren einen absoluten Hype. Durch Medien, dem Internet und Freunde wird man schnell auf „dumme Gedanken“ gebracht.
So sollte es im Juli eine flotte Begehung des Berliner Höhenwegs werden. Statt in 8 kann´s auch in 3 Tagen gehen.
Ein langes Wochenende im Juli, von Freitag-Sonntag war der Plan für diese anspruchsvolle Idee.
Kaum in Finkenberg gestartet wurde das Ganze durch Hagelschauer, Gewitter und Starkregen vereitelt. Also Alternativprogramm – Wetterbesserung warten und zwei Resttage sinnvoll nutzen.
Hoch zur Olperer Hütte und gleich noch den Olperer dranhängen, Wetterfenster sagte JA – auch schön als Tagestour in knapp 5h. Am anderen Tag kam man zur Ehre bei den Worldseries Trailrunnern zuzuschauen, die beim Vertical und Skyrace starteten.
Wieder in der Heimat Rhön angekommen, spukte die Idee unaufhörlich im Kopf hin und her. Verschiedene Kurztrips und Wochenenden in den Bergen kräftigten die Beine und den Willen, zügig im Gebirge voranzukommen.
Nun, fortgeschritten im Jahr, Mitte September, dann endlich grünes Licht zum zweiten Versuch. Beim Reservieren der beiden Hütten, Furtschagelhaus und Greizer Hütte dann eine unerwartete Situation – die beiden Hütten schließen bereits am 15.09. Geplant war 15.09.-17.09. Die Wetterverhältnisse mit Schneefall über 2000m verlegten dann den Start noch weiter zum 18.09.was jedoch das Hüttenproblem nicht löste.
ALSO neuer Plan! Die Schutzhütte Alpenrose unterhalb der Berliner Hütte ist als Einzige geeignete Hütte noch geöffnet. Dann muss es eben in zwei Tagen „LAUFEN“
Total verrückt klang es in meinen Ohren, aber probieren kann man´s ja!
Ein früher Start am 18.09. kurz vor 6Uhr mit Stirnlampen von Finkenberg zur Gamshütte. Der Weg war bereits vom Juli bekannt und schön zu laufen. Schnell wurde das dunkle Kühl durch Wärmende Sonnenstrahlen ersetzt, die auch bis spät in den Abend hinein anhalten sollten. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten, dass wir wieder im Stirnlampenlicht an der Alpenrose ankommen sollten…
Von der Gamshütte zeigte der Wegweiser 9h zum Friesenberger Haus, was zum Nachdenken anregte. Immer wieder auf und ab, schließlich am Wesendlekarsee vorbei kam das Friesenberger Haus in Sicht. Die erste kurze Pause, die Beine zu erholen, bevor es gleich rüber zu Olperer Hütte ging, diesmal sogar schön zum „Trailen“.
Die „Touristen“ Hütte mit dem „Instagramspot zum Schlegeisspeicher“ hatte noch viel Andrang. Ein Bergsteigeressen, n Bier und n Schnaps füllte die Energiereserven wieder etwas auf. Doch es blieb wenig Zeit für Gemütlichkeiten, denn es hatte noch einiges an Weg vor sich. Runter zum See, am Furtschagelhaus vorbei zur Schönbichler Scharte aufs Schönbichlerhorn 3134m, runter zur Alpenrose 1878m.
Nun wurden die Beine schon etwas schwer, dazu kam ab 2500m Neuschnee, der bis auf den Gipfel immer tiefer wurde. Jubelschreie und eine einzigartige Rundumsicht auf die vergletscherten und frisch verschneiten Berge war die Belohnung der Mühen bisher.
Der lange Abstieg in den Zemmgrund forderte dann absolute Konzentration, da die Stahlseile schon unter dem Schnee steckten. Nur sehr langsam, mühsam und mit kalten Händen und Füssen kam man dem Talboden näher. Den Weg durch das Blockwerk zu finden, erleichterte die hereinbrechende Dunkelheit nicht. Um 19:45 Uhr dann endlich die warme Gaststube und ein weiches Bett.
In der Nacht zwickten die Kniegelenke und auch der ein oder andere Muskel etwas. An Abbruch denken? -> keine Option!
Früher Start mit Stirnlampen, wieder vorbei an der Berliner Hütte, dem Schwarzsee und hoch zur Mörchenscharte. Auch da der Empfang mit warmen Sonnenstrahlen. Beim Blick zur Greizer Hütte und der Lapenscharte wieder die unendliche Weite zu erkennen. Leider wieder nicht das optimale Gelände, um zu rennen. Im Talgrund kam die nötige Energie und die Motivation zurück.
Den „Rest schaffen wir nun auch noch! Diesmal mit gutem Weg und zachem Schrittes an der Greizer vorbei, bis die Lapenscharte unter den Füssen lag. Da wieder der weite Blick zu den letzten Kilometern Richtung Kassler Hütte und Ahornspitze zurück nach Mayrhofen
Diesmal zum Glück nicht ganz ins Tal runter und das erste Mal das Gefühl einen „Höhenweg“ zu laufen. Der Weg führte in weitem Bogen über den Talschluss zur Kassler Hütte rüber. Jetzt kam das Gefühl von Trailrunning endlich wieder auf. Die Motivation für die letzten 20km der „kleinen Zillertaler Runde“ setzte die Müdigkeit und Schmerzen in den Hintergrund.
Immer wieder im Auf und Ab an Hütten vorbei schlängelte sich der Pfad runter nach Mayrhofen, dem eigentlichen Ende des Höhenwegs. Wenn da nicht noch das Auto in Finkenberg stehen würde. Also die paar Kilometer auch noch hoch und Schwups waren knapp 95 km und mehr als 8000hm geschafft.
Die Heimfahrt stand auch noch an, denn am nächsten Morgen war um 6Uhr arbeiten angesagt!
Benedikt Hergenhan und Andi Grau