DAV-Bad Kissingen

Erster Sommer auf der Hütte

Erster Sommer auf der Hütte

Der erste Sommer auf der Hütte

Der erste Sommer auf der Bad Kissinger Hütte  – 2020 eine Saison der „besonderen“ Art

Oktober 2019, nach der erfolgreichen Bewerbung auf die Pacht der Bad Kissinger Hütte konnte ich mir voller Vorfreude beim Hüttenabschluss ein erstes Bild der Hütte und den Begebenheiten machen. Bereits im November begannen die ersten organisatorischen Vorbereitungen mit Behördengängen, um den Grundstein zu legen, meine Hüttenerfahrungen nun selbstständig in allen Bereichen auszuleben und zu verantworten. In der Wintersaison verbrachte ich jede freie Minute neben meinem 6 Tage Job mit der weiteren Planung… bis im März Corona alles zum Erliegen brachte. Von heute auf morgen war für mich alles anders. Zu dem Zeitpunkt des Lockdown`s  von Österreich war ich bei meinen Eltern auf Besuch und musste somit zum ersten Mal in Quarantäne. Bei meiner Rückreise ins Tannheimer Tal im April dann das gleiche nochmal in Tirol, nur dass ich ab jetzt als Deutsche mit Wohnsitz in Tirol nicht mehr über die Grenzen durfte. Neben Ängsten und Sorgen wie es denn nun mit der Hütte weitergeht, ob, wann und unter welchen Bedingungen man in den Sommerbetrieb starten kann, kamen durch die Grenzschließung noch die Distanzierung zu meiner Familie, Freunden, Bekannten und auch Mitarbeiter dazu. Durch die Verunsicherung wurde die Motivation erstmals in die Ecke gedrängt. Erste Lockerungen kamen Ende April und erst Mitte Mai wurde klar, dass die Reisewarnung bis 15.06. bestehen bleibt und wir danach aufsperren werden mit halber Kapazität bei den Schlafplätzen. Statt also im April bereits auf der Hütte alles für die geplante Eröffnung am 01. Mai herzurichten, hieß es nun im Tal Stornierungen schreiben, Stornierungen schreiben und Stornierungen schreiben…

Ende Mai ging es nun endlich auf die Hütte, unserem Zuhause für den Sommer. Die ersten Tage waren wir mit ausmisten beschäftigt, wobei uns die Sektion tatkräftig unterstütze, bevor wir mit dem „Knödeln“ starteten. Die Eröffnungswoche war wetterbedingt noch ruhig, was uns zum Eingewöhnen entgegen kam. Doch dann nahm der Sommer Fahrt auf und bald war klar, dass es diesen Sommer eher belebter sein wird auf den Bergen, die Leute raus wollen und Menschenansammlungen nicht weiterhin als befremdlich empfinden. Hier waren wir gefordert die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten, Flächen- und Händedesinfektion, Plexiglasscheiben, Stoßlüften, erhöhte Reinigungsintervalle und Sitzplatzvorgaben. Rückblickend haben wir unser Hygienekonzept erfolgreich umgesetzt, es kam zu keiner Infektion. Dennoch hoffen wir, dass wir nächstes Jahr wieder etwas mehr „Normalität“ haben und die Gemütlichkeit wieder in den Vordergrund rückt, Spiele, Speisekarten und Tischdekoration wieder mit gutem Gewissen die Atmosphäre auflockern können. Die meisten Gäste zeigten stets Verständnis für die Umsetzung der auferlegten Vorsichtsmaßnahmen, doch täglich kam eine Flut an Emails und Anrufen: „Wir haben gelesen, dass wir einen Schlafsack und Spannbetttuch mitbringen müssen, stimmt das wirklich? Müssen wir das alles schleppen?“… „Wir würden gerne am Wochenende bei Ihnen übernachten“ ,„Dann bucht bitte über das Onlineportal“, „Das geht aber nicht, es sind keine Plätze mehr frei“, „Wenn wir ausgebucht sind, sind wir auch wirklich ausgebucht, gerne könnt ihr ein anderes Mal kommen“…

Alles in Allem hatten wir einen sehr, sehr schönen Sommer mit viel Arbeit und auch jede Menge Spaß dabei. Wir konnten die Schauspiele der Natur von oben genießen, die sensationellen Sonnenauf- und Untergänge, das Blumenmeer im Frühjahr direkt um die Hütte, die Sternschnuppennächte im August und auch der erste Schnee hatte seinen ReizJ . An dieser Stelle möchte ich mich vor allem bei meinem Spitzenteam bedanken!!! Hausgeist „Muttl“ die mit ihren 70 Jahren Bewacherin der Waschmaschine war und selten ohne Wischer anzutreffen, auf zahlreichen „Gipfeltouren“ Spannbetttücher verteilte und ihren Schlaf hinten anstellte um mir stets zur Seite zu stehen (Aufpasser-Syndrom von Eltern endet wohl nie). Unser Oberhaus`l Harald, der alles im Griff hatte, vom Maschinenführer, in der Küche, Staubsaugerspezialist beim Lagerputz, über alle technischen Aufwände und nicht zu verachten der Müllentsorgung (Mülltrennung erfordert hier schon einen Kurs für Quereinsteiger aus Deutschland). Helene, die den Mut aufbrachte die Küchenschlacht in großem „Stil“ (unter 30 l Töpfe geht da gar nix und „auf in die Wannen zum Knödeln“) zu schlagen und unermüdlich beim Schöpfen und Produzieren das Regime in der Küche übernahm. Karin, unser Ruhepol, immer ausgeglichen, freundlich, zuvorkommend hatte sie den Posten an Vordertester Front (Theke/Service) bestens besetzt und mich vor dem Ruf der „grantelnden“ Hüttenwirtin bewahrt (Nein, wir haben keinen Cappuccino, Nein, wir haben keinen Espresso, Nein, wir haben keinen Kaiserschmarrn, Nein, wir haben kein Eis… NEIN…, als würden 2 Speisekarten vor`m Eingang und vor der Stube nicht reichen). Stefan, unser Winterhaltermaschinenführer (Spülmaschinen), der bei Überhitzung im Kühlhaus beim Getränkeauffüllen anzutreffen war, nur das mit der „deutschen“ Sprache muss unser Sauerländer noch üben;). Markus, unser Joker der bei einem abzusehenden Ansturm immer parat stand und in allen Bereichen zu Hilfe kam. DANKE, ihr seid die Besten, meine Hüttenfamilie <3

Sehr gefreut haben wir uns über die vielen positiven Resonanzen unserer Gäste, die wir bereits vor Ort erfahren haben und in den Bewertungen über Onlinemedien erhalten haben. Es ist schön zu sehen und zu spüren, dass wir es geschafft haben Gastfreundschaft zu leben, denn dafür sind wir da.

Auch wenn das verfrühte Saisonende durch die Erklärung des RKI Tirol zum Risikogebiet und der erneuten Reisewarnung einen leicht bitteren Nachgeschmack hinterlassen hat, freue ich mich schon auf den nächsten Sommer und bin voller Hoffnung, dass irgendwann Corona Geschichte ist und die Menschen wieder offener und gelassener aufeinander zugehen können, sich wieder umarmen und gemeinsam das Leben feiern werden statt „Social Distancing“, bis dahin heißt es durchhalten.

 

Sabine Wirth

Pächterin „Bad Kissinger Hütte“